Wer schwere Maschinen wie Arbeitsbühnen, Teleskopstapler oder Scherenbühnen transportiert, muss sich mit einem zentralen Thema auseinandersetzen: der Achslast.
Sie entscheidet über die Zulässigkeit, die Sicherheit und die Lebensdauer von Transportfahrzeugen. In diesem Ratgeber erfährst du, wie du Achslasten richtig berechnest, kontrollierst und in der Praxis sicher einhältst.
Grundlagen
Was bedeutet Achslast?
Die Achslast beschreibt das Gewicht, das auf einer einzelnen Achse eines Fahrzeugs lastet. Sie ergibt sich aus der Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse und kann sich je nach Beladung verändern.
Entscheidend sind zwei Werte: die zulässige Achslast laut Fahrzeugschein und die tatsächliche Achslast, die sich beim Beladen ergibt.
Wichtig ist immer der kleinere Wert. Wenn dein Anhänger für 10 Tonnen Gesamtgewicht zugelassen ist, aber eine Achse nur 5 Tonnen tragen darf, liegt dein Limit bei 5 Tonnen pro Achse – unabhängig vom Gesamtgewicht.
Warum ist die Achslast so wichtig?
Arbeitsbühnen und Stapler sind kompakt gebaut, bringen aber viel Gewicht auf wenig Fläche. Eine Scherenbühne mit 12 Metern Arbeitshöhe wiegt schnell 3 bis 5 Tonnen. Wenn sie zu weit hinten auf dem Anhänger steht, kann eine Achse überlastet werden – obwohl das Gesamtgewicht passt.
- Überlastete Achsen führen zu erhöhtem Reifen- und Fahrwerksverschleiß.
- Bei Kontrollen drohen Bußgelder und Punkte.
- Das Fahrverhalten kann instabil und gefährlich werden.
Rechtliche Vorgaben
Gesetzliche Grenzwerte laut StVZO §34
In Deutschland sind die maximalen Achslasten gesetzlich geregelt. Sie gelten unabhängig vom Gesamtgewicht und dürfen auch kurzfristig nicht überschritten werden.
| Achskombination | Zulässige Achslast |
|---|---|
| Einzelachse | max. 10 t |
| Angetriebene Einzelachse | max. 11,5 t |
| Doppelachse (1,0–1,3 m Abstand) | max. 16 t |
| Doppelachse (1,3–1,8 m Abstand) | max. 18 t |
| Doppelachse (über 1,8 m Abstand) | max. 20 t |
Zusätzlich gilt §22 StVO: Die Ladung muss so gesichert sein, dass sie selbst bei einer Vollbremsung oder Ausweichbewegung nicht verrutscht.
Bußgelder bei Überschreitung
| Überladung | PKW bis 7,5 t | LKW über 7,5 t | Punkte |
|---|---|---|---|
| 5–10 % | 10–30 € | 80 € | 0–1 |
| 10–20 % | 30–95 € | 110–190 € | 1 |
| 20–30 % | 95–140 € | 190–285 € | 1 |
| über 30 % | 235 € | 380 € | 1 |
Eine Weiterfahrt ist erst erlaubt, wenn die Überladung beseitigt wurde. Auch die Versicherung kann im Schadensfall die Zahlung verweigern, wenn die Achslast überschritten war.
Fahrzeugschein richtig lesen
Im Fahrzeugschein Teil 1 sind die zulässigen Achslasten pro Achse aufgeführt. Diese Werte geben an, welche Belastung die Achse maximal tragen darf.
| Feld | Bedeutung |
|---|---|
| 7.1 | Zulässige Achslast Vorderachse |
| 7.2 | Zulässige Achslast Hinterachse |
| 7.3 | Dritte Achse (bei LKW) |
| F.1 | Zulässiges Gesamtgewicht |
Berechnung und technische Grundlagen
Achslast berechnen – richtige Formel
Wenn keine Waage verfügbar ist, lässt sich die Achslast rechnerisch bestimmen. Grundlage ist der Abstand zwischen den Achsen und die Lage des Schwerpunktes.
Achslast vorne = (Gesamtgewicht × Abstand zur Hinterachse) ÷ Achsabstand Achslast hinten = (Gesamtgewicht × Abstand zur Vorderachse) ÷ Achsabstand
Beispielrechnung
Genie S-65 XC: 8.000 kg Achsabstand: 2,5 m Schwerpunkt: 1,4 m von hinten Achslast vorne = (8.000 × 1,4) ÷ 2,5 = 4.480 kg Achslast hinten = (8.000 × 1,1) ÷ 2,5 = 3.520 kg
Die Summe beider Achslasten ergibt das Gesamtgewicht. Liegt eine Achse über dem erlaubten Wert, ist das Fahrzeug überladen – auch wenn die Summe passt.
Dynamische Lastverschiebung beim Fahren
Während der Fahrt verändern sich die Kräfte auf den Achsen. Beim Beschleunigen verlagert sich die Last nach hinten, beim Bremsen nach vorn. In Kurven wirken zusätzliche Seitenkräfte, die Achsen und Reifen stark beanspruchen.
Beim Bremsen kann die Vorderachse bis zu 80 Prozent stärker belastet werden als im Stillstand. Beispiel: Eine 4.000-kg-Vorderachse trägt kurzzeitig bis zu 7.200 kg. Bei Rampenfahrten oder Bodenwellen steigen die Kräfte ebenfalls kurzfristig deutlich an.
Praxis aus dem BIBERGER-Mietpark
Typische Gewichte unserer Maschinen
| Modell | Gewicht | Arbeitshöhe | Achslastverteilung |
|---|---|---|---|
| Genie GS-1932 | 1.518 kg | 7,65 m | ~1.100 / ~418 |
| Haulotte Compact 8 | 1.730 kg | 8,2 m | ~1.250 / ~480 |
| Genie S-45 | 7.100 kg | 16 m | Mittig-hinten |
| Genie S-65 XC | 8.000 kg | 21,8 m | Mittiger Schwerpunkt |
Schwerpunktlagen verschiedener Bühnentypen
| Bühnentyp | Schwerpunkt | Transport-Auswirkung |
|---|---|---|
| Scherenbühne | Zentral und tief | Gleichmäßige Achslast |
| Teleskopbühne | Mittig bis leicht hinten | Hinterachse stärker belastet |
| Gelenkbühne | Variabel je nach Ausleger | Verschiebung bei Bewegung möglich |
| Teleskopstapler | Hecklastig | Hinterachse dominiert |
Praxisbeispiele für Transport und Berechnung
Genie GS-2032 auf PKW-Anhänger
Mit 2.012 kg Maschinengewicht ist ein normaler PKW-Anhänger überfordert. Erst ein Anhänger mit mindestens 2.500 kg zulässiger Last und ein entsprechend starkes Zugfahrzeug sind geeignet.
Genie S-65 XC
8.000 kg Gesamtgewicht. Nur mit Tieflader oder LKW-Transport erlaubt – PKW-Anhänger nicht zulässig.
Sicherheit und Transport
Ladungssicherung nach VDI 2700
Eine korrekte Ladungssicherung ist Pflicht. Für Maschinen mit mehreren Tonnen Gewicht gelten hohe Anforderungen.
- Mindestens vier Zurrgurte bei bis 7,5 t, sechs Gurte bei größeren Fahrzeugen
- Zugkraft der Gurte: 800–1.000 daN, bei Baumaschinen 1.500 daN
- Gurtwinkel 30–60 Grad zur Ladefläche für optimale Haltekraft
- Antirutschmatten unter Ketten oder Rädern verpflichtend
- Zurrpunkte und Gurte regelmäßig prüfen
Typische Fehler und ihre Folgen
| Fehler | Folge | Lösung |
|---|---|---|
| Schwerpunkt zu weit hinten | Hinterachse überlastet | Zentraler laden |
| Keine Waage genutzt | Überladung unbemerkt | Vor Abfahrt wiegen |
| Rutschende Ladung | Last verschiebt sich | Zurrgurte prüfen |
| Nasse Rampen | Maschine rutscht | Antirutschmatten |
| Dynamische Kräfte unterschätzt | Bremslast zu hoch | 20 % Reserve einplanen |
Achslast und Bodenbelastung – zwei verschiedene Dinge
Die Achslast beschreibt die Belastung der Achse während des Transports. Die Bodenbelastung dagegen gibt an, wie viel Gewicht pro Quadratzentimeter auf den Untergrund wirkt. Beide Werte müssen getrennt betrachtet werden.
| Begriff | Definition | Wo relevant? |
|---|---|---|
| Achslast | Gewicht pro Achse | Transport |
| Bodenbelastung | Gewicht pro cm² Aufstandsfläche | Einsatzort |
| Gesamtgewicht | Summe aller Achslasten | Zulassung |
Beispiel: Eine Genie S-65 XC mit 8.000 kg verteilt sich auf vier Reifen mit 0,17 m² Fläche pro Reifen. Das ergibt rund 12 kg/cm² – ein kritischer Wert auf Pflaster oder Estrich. Mehr dazu im Bodenbelastung-Ratgeber.
Rechtliches und Haftung
Für Überladung haftet immer der Fahrer. Bei gewerblichen Fahrten zusätzlich der Unternehmer. Wird eine Achse überlastet, kann die Versicherung die Leistung verweigern – auch ohne Unfall.
Verwandte Themen bei BIBERGER
Fazit
Die Achslast ist einer der wichtigsten, aber oft unterschätzten Faktoren beim Transport schwerer Maschinen. Wer sie berechnet, kontrolliert und nach Vorschrift sichert, vermeidet technische Schäden und rechtliche Risiken. Bei BIBERGER erhältst du nicht nur die passende Bühne oder den Stapler, sondern auch klare Angaben zu Gewicht, Schwerpunkt und Transportempfehlungen – damit du sicher ans Ziel kommst.






























Share:
Hubwagen erklärt: Alles zu Gewicht, Einsatz und Bauformen auf einen Blick
Mechanische Zylindersicherung am Teleskopstapler: Pflicht für sicheres Arbeiten
Unser redaktioneller Qualitätsanspruch
Die Fachinhalte auf biberger.de werden redaktionell erstellt, geprüft und fortlaufend gepflegt. Grundlage ist unsere tägliche Arbeit mit Arbeitsbühnen, Teleskopstaplern und Flurförderzeugen – in Vermietung, Verkauf, Einsatzplanung und technischer Betreuung.
Jeder Beitrag entsteht aus realen Erfahrungswerten und wird redaktionell nach Fachkriterien auf Verständlichkeit, Genauigkeit und Praxisbezug überprüft. Technische Aussagen werden regelmäßig gegen aktuelle Branchenstandards und bewährte Verfahren abgeglichen.
Ziel unserer Veröffentlichungen ist es, verlässliches Fachwissen zugänglich zu machen und Anwendern, Entscheidern und Branchenpartnern Orientierung zu bieten. BIBERGER versteht sich als unabhängige Informationsplattform für sichere, wirtschaftliche und moderne Höhenzugangstechnik – fundiert, nachvollziehbar und frei von werblichem Einfluss.
Alle Inhalte dienen der fachlichen Orientierung und ersetzen keine individuelle Rechts- oder Sicherheitsberatung. Trotz größter Sorgfalt können wir keine Gewähr für Vollständigkeit, Aktualität oder die Anwendung im konkreten Projektfall übernehmen.