Von sensiblen Hallenböden bis zum matschigen Hang – die Wahl der richtigen Bereifung entscheidet, ob du sicher und effizient arbeiten kannst.
Arbeitsbühnen gibt es mit unterschiedlichen Reifenarten, die je nach Einsatzgebiet klare Vorteile bieten. In diesem Ratgeber bekommst du den Überblick, was nicht-markierende Reifen wirklich bringen, wo Geländebereifung unverzichtbar ist und wann Kettenantrieb Sinn macht.
Nicht-markierende Reifen – Material, Vorteile & Grenzen
Nicht-markierende Reifen bestehen aus hellem Vollgummi ohne Rußanteil. Stattdessen werden helle Füllstoffe wie Silika oder Calciumcarbonat eingesetzt. Sie hinterlassen keine Spuren auf empfindlichen Böden, sind aber etwas härter und nutzen sich schneller ab als klassische schwarze Vollgummireifen.
Material und Funktionsweise
Silika-basierte Mischungen bilden eine dichtere Gummistruktur, was den Abrieb reduziert, aber die Flexibilität einschränkt. Die Härte liegt typischerweise bei Shore A 70–85. Auf glatten Böden sind sie ideal, auf rauem Untergrund jedoch weniger geeignet.
Typische Einsatzorte
- Industriehallen und Logistikzentren
- Krankenhäuser und Reinräume
- Messen und Veranstaltungszentren
- Innenräume mit empfindlichen Bodenbelägen
Lebensdauer und Kosten im Vergleich
| Reifenart | Anschaffung (€) | Lebensdauer (Std.) | Wechselintervall (Std.) | Entsorgungskosten (€) |
|---|---|---|---|---|
| Nicht-markierend (Silika) | 250–300 | 200–400 | 200–300 | 5–10 |
| Standard schwarz (Ruß) | 150–200 | 500–800 | 400–600 | 5–10 |
| Schaumgefüllt (PU) | 200–250 | 800–1.200 | 600–1.000 | 5–10 |
Richtwerte: variieren je nach Hersteller und Einsatzbedingungen.
Zugelassene Marken und Normen
- DIN EN ISO 4000-1: Kennzeichnung und Tragfähigkeit von Industriereifen
- DIN EN 1170-1: Anforderungen an Vollgummi- oder PU-Reifen für Flurförderzeuge
- Hersteller: Covestro Vulkollan® (Shore A 92), Solidboy „Non-Marking“, Genie, JLG und Haulotte
Statische Aufladung bei nicht-markierenden Reifen
Nicht-markierende Reifen – auch als non-marking tyres bekannt – bestehen aus einer hellen, silika-basierten Gummimischung ohne Rußanteil. Diese Zusammensetzung sorgt zwar dafür, dass keine dunklen Spuren auf Böden entstehen, sie wirkt jedoch elektrisch isolierend. Durch die Reibung zwischen Reifen und Boden kann sich bei der Fahrt statische Elektrizität von mehreren zehntausend Volt aufbauen.
Im Gegensatz zu rußhaltigen Standardreifen wird diese Ladung nicht automatisch abgeleitet. Das kann zu elektrischen Entladungen, Funkenbildung oder Ausfällen elektronischer Systeme führen – besonders kritisch in staubbelasteten oder explosionsgefährdeten Bereichen. Auch für das Bedienpersonal besteht bei unkontrollierten Entladungen ein erhöhtes Risiko.
Um diese Gefahren zu vermeiden, müssen Maschinen mit nicht-markierenden Reifen mit einer Erdungsvorrichtung ausgestattet sein. Üblich ist ein leitfähiges Antistatikband oder Erdungsband, das am Chassis montiert wird und dauerhaft Bodenkontakt hält. So wird die elektrische Ladung sicher abgeleitet und die Maschine bleibt auch in sensiblen Arbeitsumgebungen betriebssicher.
Fehlt ein solches Band oder eine antistatische Reifenmischung, darf die Arbeitsbühne in explosionsgefährdeten Zonen (Ex-Bereichen) nicht eingesetzt werden. Eine regelmäßige Sichtkontrolle des Erdungsbands gehört deshalb zur täglichen Sicherheitsprüfung auf jeder Baustelle.
Recycling und Nachhaltigkeit
Die meisten Vollgummireifen werden mechanisch zerkleinert und als Gummigranulat wiederverwertet – zum Beispiel für Sportböden oder Fallschutzplatten. Nicht-markierende Reifen enthalten kein Ruß, dafür Silika, dessen Herstellung rund 10 % mehr Energie benötigt. In Deutschland werden etwa zwei Drittel aller Reifen recycelt.
- Mechanisches Recycling: Granulat mit 80–90 % Gummianteil
- Thermisches Cracken (Pyrolyse): Energiegewinnung aus Reststoffen
- Entsorgungskosten: ca. 2–3 € pro Reifen bei zertifizierter Rücknahme
Praxisbeispiele und Checkliste
In Reinräumen und Lagerhallen kam es wiederholt zu dunklen Abriebspuren durch schwarze Reifen – nach Umstellung auf Silika-basierte Modelle verschwanden die Probleme vollständig.
- Sichtprüfung: Risse und Profiltiefe regelmäßig kontrollieren
- Härteprüfung: Shore-A-Test zur Materialermüdung
- Dokumentation: Betriebsstunden und Reifenwechsel notieren
Spezialfälle und Alternativen
- Wenn keine non-marking Reifen verfügbar sind: Schutzmatten oder Reifenüberzieher verwenden
- Bei denkmalgeschützten Böden: Lastverteilende Platten unterlegen
- Zur Echtheitsprüfung: Herstellerlogo und Chargennummer auf der Reifenflanke prüfen
Innovationen und Zukunftstrends
- Selbstreparierende Reifen: Mikroverkapselte Polymere schließen kleine Risse eigenständig
- Biobasierte Elastomere: Nachhaltige Alternativen aus recyceltem Kautschuk
- Neue Beschichtungen: PTFE-Oberflächen für minimalen Abrieb
- Kreislauffähigkeit: Chemisches Recycling zur Rückgewinnung von Silika und Gummi
Weitere Reifenarten im Überblick
Luftreifen – flexibel und geländegängig
Luftreifen bieten durch ihre Dämpfung gute Fahreigenschaften auf unebenem Untergrund. Ideal für den Außeneinsatz, aber anfällig für Beschädigungen.
Schaumgefüllte Reifen – pannensicher und wartungsarm
Schaumgefüllte Reifen sind robust, pflegeleicht und eignen sich für Innen- wie Außeneinsatz. Besonders beliebt bei langen Einsätzen mit hohem Sicherheitsanspruch.
Geländebereifung – für anspruchsvolle Einsätze
Geländereifen bieten optimale Traktion in unwegsamem Gelände. Ihre grobe Profilierung sorgt für Stabilität, ist aber für glatte Hallenböden ungeeignet.
Kettenantrieb – für extreme Anforderungen
Arbeitsbühnen mit Kettenantrieb sind ideal für starke Steigungen oder weiche Böden. Sie bieten maximale Traktion, sind aber schwerer und langsamer im Betrieb.
Fazit: Die richtige Bereifung für jedes Einsatzgebiet
Die Wahl der Bereifung entscheidet über Sicherheit, Bodenschutz und Wirtschaftlichkeit. Nicht-markierende Reifen sind optimal für empfindliche Böden, Geländebereifung für schwierige Außenbereiche. Luft- und Schaumreifen bieten Flexibilität, während Kettenantriebe maximale Traktion liefern. Wer auf Qualität und regelmäßige Kontrolle achtet, arbeitet sicherer und effizienter.






























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