Eine persönliche Schutzausrüstung gehört auf jeder Baustelle dazu. Für Arbeiten in der Höhe kommt die PSAgA hinzu – die persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz. Beides schützt, was zählt: den Menschen im Einsatz.
Hier findest du alle wichtigen Grundlagen – klar sortiert und mit Praxisbezug: Begriffe, Rechtslage, Einsatz in Arbeitsbühnen, Auswahl, Prüfung, Kosten, Fallraum und Rettungsplan.
Begriffe im Überblick
PSA ist der Oberbegriff für alle persönlichen Schutzmittel. PSAgA ist ein spezieller Teil davon – sie greift, wenn Absturzgefahr besteht. Wichtig ist, die Systeme voneinander zu unterscheiden.
| Begriff | Bedeutung | Beispiele / Normen |
|---|---|---|
| PSA | Allgemeiner Körperschutz | Helm, Handschuhe, Schutzschuhe, Brille (PSA-Verordnung) |
| PSAgA | Absturzsicherung | Auffanggurt (EN 361), Verbindungsmittel (EN 354), Falldämpfer (EN 355) |
| Rückhaltesystem | Verhindert das Erreichen der Absturzkante | Haltegurt (EN 358) mit kurzem Verbindungsmittel |
| Auffangsystem | Hält einen freien Fall kontrolliert auf | Auffanggurt (EN 361) mit Falldämpfer (EN 355) |
PSA gegen Absturz: Komplettsystem mit Auffanggurt und Verbindungsmittel für sicheres Arbeiten in der Höhe
Rechtlicher Rahmen
Das Arbeitsschutzgesetz und die Betriebssicherheitsverordnung verlangen, dass Gefährdungen bewertet, Beschäftigte unterwiesen und Ausrüstungen geprüft werden. Jede Nutzung von Arbeitsbühnen fällt darunter.
Die ASR A2.1 schreibt Schutzmaßnahmen ab einer Absturzhöhe von einem Meter vor. Über Verkehrsflächen oder Wasser gelten erhöhte Anforderungen. Die DGUV-Regeln und die Herstellerangaben machen klar: In Teleskop-, Gelenk- und LKW-Bühnen ist PSAgA Pflicht – wegen der möglichen Schwingung („Peitscheneffekt“). Bei Scherenbühnen reicht das Geländer meist aus, sofern es vollständig und unbeschädigt ist.
PSAgA-Pflicht bei Arbeitsbühnen
Ob PSAgA erforderlich ist, hängt vom Bühnentyp und der Einsatzsituation ab. Die folgende Übersicht hilft bei der Einschätzung.
| Bühnentyp / Einsatz | PSAgA nötig? | Hinweis |
|---|---|---|
| Scherenbühne mit intaktem Geländer | In der Regel nein | Kollektiver Schutz genügt; Ausnahme per Gefährdungsbeurteilung |
| Teleskop-, Gelenk- oder LKW-Bühne | Ja | Peitscheneffekt kann zu Herausschleudern führen |
| Einsatz über Wasser, Verkehr oder Maschinen | Ja | Erhöhtes Risiko unabhängig von der Höhe |
| Arbeiten nahe ungesicherter Kante > 1 m | Ja oder Geländer | Absturzschutz erforderlich |
Pflichten und Verantwortlichkeiten
Sicherheit ist Teamarbeit. Arbeitgeber, Bediener und Sachkundige tragen jeweils eigene Aufgaben. Nur wenn alle drei Seiten funktionieren, bleibt das System verlässlich.
| Rolle | Verantwortung |
|---|---|
| Arbeitgeber | Gefährdungsbeurteilung, Bereitstellung der Ausrüstung, Unterweisung, jährliche Prüfung durch Sachkundige, Dokumentation und Kostenübernahme |
| Bediener | Vor dem Einsatz Sichtprüfung durchführen, Ausrüstung bestimmungsgemäß nutzen, Unterweisungen einhalten, Mängel sofort melden |
| Sachkundige | Jährliche Prüfung jeder Komponente, Nachweis dokumentieren, fehlerhafte Ausrüstung sperren |
Komponenten und Richtpreise
Eine vollständige PSAgA besteht aus mehreren geprüften Elementen. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über typische Komponenten und Kosten.
| Komponente | Funktion | Norm | Preisrahmen |
|---|---|---|---|
| Auffanggurt | Lastverteilung im Fall | EN 361 | 90 – 200 € |
| Verbindungsmittel | Verbindet Gurt und Anschlagpunkt | EN 354 | 20 – 40 € |
| Bandfalldämpfer | Begrenzt den Fangstoß | EN 355 | 15 – 30 € |
| Höhensicherungsgerät | Automatisches Band- oder Seilmanagement | EN 353 / EN 360 | 60 – 120 € |
| Anschlagpunkt / Schiene | Fixierung im Korb oder Tragwerk | EN 795 | 50 – 100 € |
| Komplettset | Gurt + Verbindung + Dämpfer | – | ≈ 150 € |
Prüfung, Unterweisung und Dokumentation
Vor jeder Nutzung ist eine Sichtprüfung Pflicht. Mindestens einmal jährlich muss jede PSAgA-Komponente sachkundig geprüft und dokumentiert werden. Fehlt die Prüfplakette, darf sie nicht eingesetzt werden.
| Leistung | Intervall | Kosten | Hinweis |
|---|---|---|---|
| Sachkundigenprüfung Auffanggurt | jährlich | 7 – 26 € | Herstellerangaben beachten |
| Prüfung Verbindungsmittel / Falldämpfer | jährlich | 10 – 15 € | Bei Schäden sofort sperren |
| PSAgA-Training (2 Tage) | vor Erstnutzung, danach jährlich Unterweisung | ≈ 580 € | Praxis mit Rettungsszenarien |
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Auswahl und Anwendung in der Praxis
Die richtige Auswahl entscheidet über Komfort und Sicherheit. Wenn möglich, immer ein Rückhaltesystem einsetzen – Auffangsysteme nur, wenn Rückhalt technisch nicht machbar ist. Anschlagpunkte im Korb müssen dafür vorgesehen und gekennzeichnet sein.
Verbindungsmittel sollten so kurz wie möglich, aber so lang wie nötig sein. In Teleskopbühnen ist ein Höhensicherungsgerät mit kurzer Bandlänge ideal, um den Peitscheneffekt gering zu halten.
Fallraum richtig einschätzen
Unter dem Arbeitskorb muss ausreichend Raum bleiben, falls das Auffangsystem anspricht. Die einfache Faustformel hilft bei der Planung:
| Parameter | Typischer Wert | Bemerkung |
|---|---|---|
| Verbindungsmittel-Länge | 1,5 m | inkl. Haken |
| Falldämpfer-Auszug | 1,75 m | begrenzter Fangstoß |
| Gurtaufbau / Körperlänge | 1,5 m | Summe aus Dehnung und Körper |
| Sicherheitsabstand | 1,0 m | immer einplanen |
| Erforderlicher Fallraum | ≈ 5,75 m | Beispielrechnung |
Mit einem Höhensicherungsgerät reduziert sich der Fallraum deutlich. Die exakten Werte stehen in den Herstellerangaben.
Rettungsplan – Pflicht und Praxis
Jede Arbeit mit PSAgA braucht einen klaren Rettungsplan. Er legt fest, wer handelt, wie alarmiert wird und welche Technik bereitsteht. Ziel ist eine Bergung innerhalb von 15 Minuten, um ein Hängetrauma zu vermeiden.
Beispiel: 25 m Teleskopbühne
- Maximale Rettungszeit: 15 Minuten
- Rettungsgeräte: Abseilgerät + Trage (im Radius 50 m)
-
Alarmierung:
- Bediener meldet → Arbeitgeber (2 Min)
- Arbeitgeber alarmiert Rettung (3 Min)
- Rettung trifft ein (8–10 Min)
- Bergung (5–7 Min)
Ergebnis: Gesamtdauer 18–22 Minuten – zu lang. Die Lösung: interne Rettung regelmäßig trainieren und Ausrüstung griffbereit halten.
Praxis-Checklisten
Vor dem Einsatz
- Gefährdungsbeurteilung aktuell und auf den Einsatz abgestimmt?
- Systemwahl geprüft – Rückhalt vor Auffang?
- Anschlagpunkte vorhanden und gekennzeichnet?
- PSAgA vollständig, geprüft, mit gültiger Plakette?
- Unterweisung und Rettungsplan bekannt?
Während des Einsatzes
- Verbindung am vorgesehenen Anschlagpunkt – nicht am Geländer.
- Verbindungsmittel so kurz wie möglich halten.
- Türen und Ketten im Korb geschlossen.
- Wind, Schwingungen und Peitscheneffekt beobachten; Arbeit bei Grenzwerten stoppen.
Nach dem Einsatz
- PSAgA reinigen, trocknen, prüfen, beschädigte Teile sofort sperren.
- Dokumentation aktualisieren: Prüfung, Mängel, Austausch, Unterweisung.
Typische Fehler und wie man sie vermeidet
- Falscher Anschlagpunkt: Nie am Geländer befestigen.
- Zu lange Verbindungsmittel: Erhöht Fallstrecke – kurze Bandlösungen bevorzugen.
- Keine Rettung geplant: Zeitverlust vermeiden – Plan und Gerät bereithalten.
- Abgelaufene Prüfintervalle: Plakette oder Protokoll prüfen.
- Fehlende Unterweisung: Jährlich auffrischen, neue Mitarbeitende sofort schulen.
Fazit
PSAgA ist in Ausleger- und Teleskopbühnen verpflichtend. Rückhalt hat Vorrang, Fallräume müssen bekannt sein, Rettung ist planbar. Wer die Regeln kennt, regelmäßig prüft und übt, arbeitet sicher, effizient und gesetzeskonform.































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