Bodenbelastung durch Arbeitsbühnen und Teleskopstapler
Die Bodenbelastung ist ein zentraler Sicherheitsfaktor beim Einsatz von Arbeitsbühnen und Teleskopstaplern. Eine falsche Einschätzung kann zum Einsinken, Kippen oder teuren Bauschäden führen.
Dieser Ratgeber zeigt dir, wie du Risiken erkennst, korrekt rechnest und für einen sicheren Stand sorgst.
Grundlagen: Was du über Bodenbelastung wissen musst
Was bedeutet Bodenbelastung?
Die Bodenbelastung beschreibt den Druck, den ein Gerät über Räder oder Stützen auf den Untergrund ausübt. Je nach Situation unterscheidet man zwischen Flächenlast und Punktlast. Die Flächenlast wird in kN/m² angegeben, die Punktlast meist in kN/cm². Besonders bei Geräten mit Auslegern kann sich die gesamte Last kurzfristig auf eine einzige Stütze konzentrieren – in der Praxis können das bis zu 80 % des Gesamtgewichts sein.
Warum ist die Bodenbelastung so wichtig?
Ein scheinbar stabiler Untergrund kann unter extremer Punktlast nachgeben. Besonders kritisch sind Kanaldeckel, Hohlräume, Pflasterflächen oder unverdichtete Böden. Wird die Belastung nicht korrekt verteilt, drohen Schäden an Oberfläche und Unterbau oder sogar Unfälle durch Instabilität.
So berechnest du die Bodenbelastung richtig
Wichtige Formeln für die Praxis
- Punktlast = Gewicht (kN) / Stützfläche (cm²)
- Erforderliche Stützfläche = Gewicht (kN) / zulässige Bodenpressung (kN/cm²)
- Maximale Stützlast ≈ 75–80 % des Gesamtgewichts
Einheiten umrechnen – das solltest du wissen
- 1 kN ≈ 100 kg
- 1 kg ≈ 0,01 kN
- 10 kN ≈ 1 t
Rechenbeispiel aus der Praxis (vereinfacht)
Beispiel ohne Lastverteilungsplatte:
- Maschinengewicht: 4 000 kg → 40 kN
- Auflagefläche: 400 cm²
- Punktlast: 0,10 kN/cm²
- Zulässige Tragfähigkeit (Schotter): ca. 0,03 kN/cm² → Überlastung
Mit größerer Auflagefläche (z. B. 2 000 cm²):
- Punktlast: 0,02 kN/cm² → im sicheren Bereich
Wie tragfähig ist dein Untergrund?
Typische Richtwerte für verschiedene Böden
| Untergrund | Zulässige Punktlast (kN/cm²) |
|---|---|
| Hochfester Beton (C50/60 und höher) | 5 – 15 |
| Beton C35/45 | 3,5 – 4,5 |
| Beton C25/30 | 2,5 – 3,0 |
| Asphalt (temperaturabhängig) | 1 – 3 |
| Asphalt, hochfest | 3 – 10 |
| Pflasterfläche | 5 – 7 |
| Schotter, verdichtet | ≤ 0,05 |
| Rasen / Erde (je nach Feuchtigkeit) | ≤ 0,001 |
Hinweis: Asphalt verliert bei Wärme schnell an Tragfähigkeit. Bei sommerlichen Temperaturen kann die Oberflächenschicht bereits bei mittlerer Punktlast nachgeben oder sich dauerhaft verformen.
Richtige Abstützung – das musst du beachten
Abstützplatten richtig wählen
| Plattengröße | Mindeststärke |
|---|---|
| Bis 50 × 50 cm | 4 cm |
| Bis 80 × 80 cm | 6 cm |
| Bis 110 × 110 cm | 8 cm |
| Kreuzverband aus Holz | 10 cm |
Wichtige Merkmale moderner Platten
- Rutschfeste Oberfläche und saubere Auflage
- Griffe und Fräsungen für sicheren Halt
- Robust, wetterfest und leicht transportierbar
Flächenlast vs. Punktlast – was ist der Unterschied?
Oft wird nicht klar zwischen Flächen- und Punktlast unterschieden – dabei sind die beiden Begriffe entscheidend verschieden:
- Flächenlast beschreibt die gleichmäßig verteilte Belastung auf größere Flächen, z. B. bei Hallendecken oder Zwischengeschossen. Einheit: kN/m².
- Punktlast bezeichnet die Belastung auf einzelne Auflagepunkte – also dort, wo die Stütze, das Rad oder der Abstützteller aufliegt. Einheit: kN/cm².
Eine Umrechnung zwischen Flächen- und Punktlast ist theoretisch möglich, aber in der Praxis nicht sinnvoll, weil die physikalischen Grundlagen unterschiedlich sind. Flächenlasten sind für statische Bauwerksbemessung relevant, Punktlasten für die Beurteilung der direkten Aufstandsfläche.
Wichtig: Bei Geräten mit Auslegern (z. B. Teleskopbühnen oder -staplern) kann im Extremfall die gesamte Maschinenlast auf einer einzigen Stütze liegen. Der Untergrund muss also die Gesamtlast auch punktuell aufnehmen können. Bei vier gleichmäßig belasteten Stützen verteilt sich die Punktlast rechnerisch etwa auf ein Viertel.
Risiken durch falsche Bodenbelastung
Falsch verteilte Lasten gefährden nicht nur das Gerät, sondern auch Personen und das Projekt. Häufige Schäden entstehen durch:
- Risse oder Abplatzungen in Betonflächen
- Einsinken auf Asphalt, Erde oder Pflaster
- Bruch von Hohlräumen, Abdeckungen oder Schächten
Wichtig: Nie auf Gullydeckeln, Schächten oder Decken ohne vorherige Prüfung abstützen!

Besonderheiten bei Teleskopstaplern
Lastdiagramme richtig lesen
Jede Maschine hat spezifische Lastkurven. Sie zeigen, wie viel Gewicht bei welcher Ausladung sicher bewegt werden kann. Bei zunehmender Reichweite steigt auch die Punktlast auf einzelne Räder oder Stützen deutlich an.
Standsicherheit beachten
- Stabilitätsdreieck = Vorderräder + Mitte Hinterachse
- Starre und drehbare Modelle unterscheiden sich in der Schwerpunktlage
- Jede Anbauvariante (Gabel, Korb, Schaufel) verändert die Lastverteilung
Vor dem Einsatz: So prüfst du den Untergrund
Standortcheck vor Ort
- Oberfläche auf Risse, Feuchtigkeit oder Setzungen prüfen
- Hohlräume und unterirdische Schächte ausschließen
- Aufbauhöhe und Tragfähigkeit bei Hallenböden abklären
Richtige Aufstellung
- Stütze mittig auf der Platte positionieren
- Platte vollständig aufliegen lassen, keine Hohlräume
- Mit Wasserwaage ausnivellieren
- Vor Arbeitsbeginn kurze Belastungsprobe durchführen
Rechtliche Vorgaben und Normen
- DIN EN 280 – Hubarbeitsbühnen
- DIN EN 1459 – Teleskopstapler
- DGUV 208-019 – Sicherer Umgang mit Arbeitsbühnen
- BetrSichV – regelt Pflichten von Betreiber, Vermieter und Bediener
Fazit: So sorgst du für sicheren Stand
- Unterleg- und Lastverteilungsplatten immer verwenden
- Punktlast realistisch berechnen und prüfen
- Tragfähigkeit des Untergrunds beachten
- Bei Unsicherheit immer Rücksprache mit Fachmann oder Statiker halten
- Bediener regelmäßig schulen
So schützt du nicht nur Mensch und Maschine, sondern auch dein Projekt und deinen Ruf.






























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