In einem unserer letzten Artikel haben wir die verschiedenen Sicherheitseinrichtungen von Arbeitsbühnen vorgestellt. Heute geht es um ein besonders wichtiges Detail bei Scherenarbeitsbühnen: den Lochfahrschutz. Diese scheinbar unscheinbare Vorrichtung ist ein zentraler Bestandteil der Sicherheitsausstattung – vor allem bei unebenem Untergrund, Bodenöffnungen oder Absätzen, die beim Verfahren der Bühne im ausgefahrenen Zustand gefährlich werden können.
In diesem Beitrag erfährst du, was der Lochfahrschutz ist, wie er funktioniert und welche Sicherheitsvorschriften gelten. Außerdem zeigen wir dir, worauf du bei Wartung, Prüfung und Einsatz achten musst, um Scherenbühnen sicher zu betreiben.
Was ist der Lochfahrschutz?
Der Lochfahrschutz ist eine sicherheitsrelevante Einrichtung, die bei vielen Scherenarbeitsbühnen serienmäßig verbaut ist. Sie verhindert, dass die Bühne umkippt, wenn beim Verfahren im ausgefahrenen Zustand ein Rad in eine Bodenvertiefung oder ein Loch gerät. Das System greift automatisch ein, bevor die Stabilität gefährdet wird.
Je nach Modell arbeitet der Lochfahrschutz mit fest montierten oder automatisch ausfahrenden Elementen, die die Bodenfreiheit zwischen den Rädern reduzieren. Dadurch wird die Auflagefläche vergrößert und die Standsicherheit der Bühne deutlich verbessert – besonders auf Baustellen mit unebenem Gelände oder Hohlräumen im Boden.
Wie funktioniert der Lochfahrschutz?
Der Lochfahrschutz wird aktiviert, sobald die Scherenbühne eine bestimmte Hubhöhe erreicht. In diesem Zustand wird die Bodenfreiheit automatisch reduziert – meist durch mechanische Klappen oder Schutzschilde, die sich zwischen den Rädern absenken. Parallel dazu reduziert die Steuerung die Fahrgeschwindigkeit, um die Stabilität beim Verfahren zu erhöhen.
Die meisten Systeme arbeiten mit Hubhöhensensoren oder Endschaltern, die erkennen, wenn die Plattform über eine definierte Höhe hinaus ausgefahren wird. Typische Reaktionszeiten liegen bei 1–2 Sekunden, der Ausfahrweg der Schutzelemente beträgt je nach Modell 80 bis 150 mm. Damit werden Bodenvertiefungen bis zu 50 mm sicher ausgeglichen, ohne dass die Bühne kippt.

Systemvarianten im Vergleich
Lochfahrschutz-Systeme unterscheiden sich je nach Hersteller und Bühnenklasse. Grundsätzlich gibt es zwei Varianten:
- Feste Schutzbügel: mechanisch montiert, wartungsarm, geringes Gewicht, keine beweglichen Teile – ideal für kleine Bühnen.
- Automatische Klappschilde: motorisch oder hydraulisch gesteuert, reagieren auf Hubhöhe, bieten höheren Komfort, aber mehr Wartungsaufwand.
Beide Varianten sind CE-zertifiziert und müssen den Vorgaben der EN 280 (Mobile Hubarbeitsbühnen – Konstruktion und Sicherheit) entsprechen. Zusätzliche Anforderungen ergeben sich aus den DGUV-Regeln 100-500 und 113-020 für den sicheren Betrieb von Bühnen.
Wartung und Prüfung des Lochfahrschutzes
Damit der Lochfahrschutz zuverlässig funktioniert, sind regelmäßige Kontrollen und Prüfungen vorgeschrieben. Vor jedem Einsatz muss eine Sichtprüfung erfolgen – insbesondere auf Beschädigungen, lose Befestigungen oder verbogene Bauteile.
Die Hauptprüfung erfolgt im Rahmen der jährlichen Sicherheitsüberprüfung gemäß DGUV Vorschrift 70. Dabei werden Ausfahrmechanik, Sensorik und Funktion des Systems getestet. Typische Verschleißteile sind Gleitlager, Bolzen und Federmechanismen, die bei Bedarf auszutauschen sind.
Checkliste für den Funktionstest
- Vor Einsatz: Sichtprüfung auf Beschädigungen oder Verunreinigungen
- Hubtest: Bühne anheben, Lochfahrschutz muss automatisch ausfahren
- Funktionsprüfung: Bewegung gleichmäßig und ohne Blockieren
- Rückstellung: Bei Absenken muss das System vollständig einfahren
- Dokumentation im Prüfprotokoll nach erfolgreichem Test

Transport und Handhabung
Beim Transport oder Verladen ist besondere Vorsicht geboten. Arbeitsbühnen dürfen nur an den vorgesehenen Aufnahmepunkten mit Gabelzinken oder anderen Flurförderzeugen angehoben werden. Eine unsachgemäße Aufnahme kann den Lochfahrschutz beschädigen oder dessen Funktion beeinträchtigen.
Beschädigte Bauteile führen zu erheblichen Sicherheitsrisiken. Deshalb gilt: Nur geschultes Personal darf Bühnen verladen oder transportieren. Vor jedem Transport sollte geprüft werden, ob der Lochfahrschutz eingefahren und gesichert ist.
Praxis und Herstellerbeispiele
Die meisten führenden Hersteller wie Genie, JLG und Haulotte statten ihre Scherenarbeitsbühnen serienmäßig mit Lochfahrschutz-Systemen aus. Bei den Haulotte Compact-Serien sind fest verbaute Stahlblechplatten integriert, während Genie und JLG bei ihren 8–12-Meter-Modellen automatische Klappmechanismen verwenden.
Erfahrungen aus Feldtests zeigen, dass der Lochfahrschutz insbesondere bei Bodenvertiefungen oder Kanaldeckeln Unfälle verhindert. In internen Tests wurde das Kippmoment durch aktivierten Schutz um bis zu 40 % reduziert.
Mega-Decks: Stützsysteme für maximale Stabilität
Bei großen Scherenarbeitsbühnen, den sogenannten Mega-Decks, kommen zusätzlich Stabilisierungsstützen zum Einsatz. Diese werden manuell ausgefahren und gleichen Bodenunebenheiten automatisch aus. Die Stützen verteilen das Gewicht gleichmäßig und erhöhen die Standfestigkeit, besonders bei weichem oder geneigtem Untergrund.
Unterbauplatten sind hier Pflicht, um Einsinken zu verhindern. Bewegungen auf der Plattform oder hohe Lasten wirken sich stark auf die Stabilität aus – die Stützsysteme sichern die Bühne zuverlässig gegen Kippen oder Verrutschen ab.
Fazit: Unverzichtbare Sicherheit für den Alltagseinsatz
Der Lochfahrschutz ist ein unscheinbares, aber zentrales Sicherheitssystem moderner Scherenarbeitsbühnen. Er schützt vor Unfällen beim Verfahren im ausgefahrenen Zustand und erfüllt die Anforderungen aus EN 280 und DGUV Vorschriften. Regelmäßige Prüfungen, korrekte Handhabung und geschultes Personal sind entscheidend für den sicheren Betrieb.
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